Schnell ist´s vergangen die Zeit . Sitze gerade im Café Belga (am Flagey) und denke über die letzten 4 Wochen nach und möchte ein paar Gedanken und Erlebnisse teilen.

Mich fasziniert die Stadt jedes mal aufs neue und immer mehr. Ich wurde dieser Tage gefragt wie mir Brüssel gefällt und ich hab geantwortet: „Ich bin ja sehr in Ostösterreich verwurzelt (stamme aus dem Burgenland, lebe in Wien), sogar Graz ist für mich zu weit weg, aber… aber in Brüssel könnte ich mir vorstellen zu leben.“ Was macht also diese Faszination aus? Keine Angst ich schreib auch bald übers Praktikum. Die Faszination für mich macht die Weltoffenheit, der Flair aus. Ich gehe durch die Straßen und kann nahezu mit jeder Person irgendwie ins Gespräch kommen. Und ja, es finden sich genug Themen zu plaudern. Und es fällt auch so leicht Menschen kennen zu lernen. In Belgien wird entweder flämisch, welches ich gar nicht spreche oder französisch gesprochen, welches ich sehr eingerostet ein wenig mehr schlecht als recht spreche… wurscht english it is. Und so geht’s dahin. Ich gehe durch die Straßen plaudere da und dort, lerne Leut kennen und denk mir „ur supa“. Irgendwann habe ich mir gedacht, naja ist es vielleicht nicht nur ein Privileg diesen Blick auf die Stadt zu haben. Ich wohne in einer Gegend die gut gelegen ist. Es gibt die Boulangerie ums Eck, wunderbare Brasserien, Flagey, das Cafe Belga, daneben einen Teich. Es liegen keine Müllsäcke neben der Straße, und glaubt mir das ist keine Selbstverständlichkeit.

Und dann, und dann gibt’s noch etwas hier in Brüssel und das fällt auch gleich ins Auge: diese sichtbare Obdachlosigkeit. Menschen die in selbstgebastelten Wohnburgen übernachten… in der Früh schlafen Personen neben der Straße in Hauseingängen, in der Metro… mit ihrem gesamten Hab und Gut – abgegrenzt um zumindest ein wenig Privatsspähre zu haben. Es gibt sehr arme Teile in Brüssel die nicht so sicher sind, wo ich wahrscheinlich nicht mit „english it is“ durchkommen würde. Wo es Bandenkriminaltiät gibt, wo mir auch vermittelt wird nicht überall in der Nacht alleine hinzugehen. Also ich geh durch die Straßen seh diese Not auf der einen Seite und stelle mir die Frage ob dieser Blick auf Brüssel den ich habe nicht eine Klassenfrage ist. Ich lebe in der priviligierten Situation Brüssel erleben zu dürfen so wie es auch ist und zwar schillernd, cosmopolitisch, einladend… und es gibt auch das andere Brüssel…
Nun – jetzt ist es schwierig wieder die Kurve zu kriegen damit der Blogeintrag nicht nur komplett runterzieht und wir uns in der Klassendebatte wiederfinden. Wir haben in der SOZAK gelernt Katzenfotos gehen immer.

Nun alle wieder gut gelaunt? Ich hab nämlich extra noch einen Reiher neben der Katz drauf gepackt. Das Praktikum hier im Büro des ÖGBs und der Arbeiterkammer… fantastisch, einfach großartig. Ich fang aber nicht vom Anfang an sondern von heute. Ich hatte das Glück meinen Abschied beim Brunch (ich glaub ja noch immer, dass er wegen meines Abschiedes organisiert wurde) in der Reszidenz des Botschafters von Österreich zu haben.

Unsere Präsidentin Renate Anderl war hier und hat gemeinsam mit dem Botschafter eingeladen.

Die letzten beiden Tage habe ich eine lebendige Sozialpartnerschaft erlebt. Angefangen gestern bei Oliver Röpke in der Früh und einer Sitzung im EWSA, wo eine durchaus hitzige Debatte mit Vertreter*innen der Arbeitergeber*innen und der Wirtschaft zur Richtlinie des Europäischen Betriebsrates war.


Danach zu einer Veranstaltung zum Thema Instriepolitik mit Renate Anderl, Vertreter*innen der Arbeiterkammer (Wien und Brüssel), des ÖGB Europabüro, Vertreter*inn der WKÖ usw.. eingeladen wurde. Also ich glaube daran Sozialpartnerschaft kann leben. Eigentlich ist es ja ganz einfach: es geht um ein gutes Leben für alle.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Kolleg*innen des ÖGB Europabüros, der AK Europa, bei der Arbeiterkammer und der Gewerkschaften für diese grandiose Möglichkeit Brüssel zu erleben bedanken. Danke an meine beiden Mitpraktikant*innen vom AK Europabüro

Ich möchte mich bei den Vertreter*innen der Fgbt, der csc und Uni Europa bedanken die mir das belgische Gewerkschaftssystem näher gebracht haben. Ich habe soviele tolle, interessante Menschen getroffen und wieder getroffen, die mit soviel Engangement, Durchhaltevermögen und Kraft für genau das, das gute Leben für alle, kämpfen.
Aja und wer sich fragt wo es wohl die besten Fritten in Brüssel gibt. Natürlich am Flagey.
