
Ciao Compagni!
05:15 läutet mein Wecker…. irgendwie schaffte ich es aus dem Bett zu kraxeln, schließlich hatten wir gestern einen coolen Tag vor uns!
Mit Mauro traf ich mich eine 3/4 Stunde später am Bahnhof Milano Centrale wo wir uns mit dem Frecciarossa (Schnellzug wie ICE oder TGV) nach Rom zum „Assemblea Nazionale“ der CGIL.Filctem aufmachten.
Mauro mit einem Grinsen im Gesicht: Sei staco? (bist miad?) … blöd fragen könnens schon die Italiener 🙂
Die 3 stündige Zugfahrt verging sehr schnell und in einer Bar in Bahnhofsnähe in Rom warteten Sabrina, Fabio und Marta auf uns, die bereits gestern angereist waren. Sabrina: cafè?… naturalmente, diese Gepflogenheit der obligatorischen Einnahme eines Espresso im Stehen (italienisch schlicht cafè) vor/nach/zwischen der Arbeit wird mir zu Hause fehlen.

Beim Kongressort angekommen durfte ich einige Personen kennen lernen, Lettorio „Lillo“ Oceano der maßgeblich mithalft dass mein Praktikum zustande kam, reichte mich herum… So viele liebe Menschen in kurzer Zeit. Marco Falcinelli- Segretario Generale bot mir eine dicke Zigarre an, ich puffte um mein Leben und so konnte ich mich, eingehüllt in unseren Rauchschwaden, 15-20 Minuten mit ihm austauschen bevor der Kongress los ging.
Marco hielt die Eröffnungsrede, ein riesen Thema für die Italienische Gewerkschaft ist die extrem hohe Anzahl an Arbeitsunfällen: „Drei davon enden tödlich, pro Tag, das ist eine Schande für unser Land und die Faschistin im Palast weiß nichts besseres als Fotoserien von sich machen zu lassen!“
( Marta: die PR-Abteilung von Melloni inszeniert sie immer wieder im Stile Mussolinis)
Marco ist ein großartiger Redner, er bestärkte seine Delegierten in ihrer Rolle als Bollwerk im Kampf für die Rechte der Beschäftigten und des Antifaschismus in Italien. Er berichtete zudem über einige Erfolge z.b. den Start der CGIL-Kampagne für ein Referendum zu 4 Fragen der Arbeitswelt und die vielen neuen „Iscritti“ ( Mitglieder) im Bereich der Plattformarbeit.
Weniger erfreulich sei die momentane Ausrichtung der christlichen Gewerkschafter der CISL, er lobte zwar die tägliche Arbeit in den Betrieben wo man Seite an Seite kämpfe aber die Führung der CISL biedere sich zu sehr an die Regierung und die Konzernführungen an. “ Das wird nicht unser Weg sein!“….. zum Ende kam ganz schon „Emozione“ rein…
Es folgten Berichte von den regionalen Sekretär:innen, dazwischen konnte ich viele interessante Gespräche führen. Es wird viel Hoffnung in den grünen Umbau der Industrie gesetzt. „Fit for 55“ wird als große Chance gesehen, Italien muss hier dringend handeln, zurzeit ist die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern in der Industrie eine der größten im europäischen Vergleich.
Es gibt aber auch große Sorgen: Die Filctem vertritt auch die Beschäftigten des ENI-Konzerns und des gesamten Energie-Sektors, der Strukturwandel muss grün und vor allem sozial sein. Durchaus berechtigt wie ich finde, diese Sorgen. Die Folgen für Europa wenn der Wandel auf den Rücken der arbeitenden Menschen ausgetragen wird, werden verheerend sein. Ein Viertel bis ein Drittel der Wähler:innen wird in Italien und auch in Österreich bei der EU-Wahl das Kreuz bei Rechtsaußen machen, der Kampf gegen diese Abwährtsspirale und für einen menschlichen „Green Deal“ wird, da bin ich mir mit den italienischen Compagni einig, eine der größten Aufgaben der Gewerkschaftsbewegung und der progressiven Kräfte in Europa sein.
Ja die Welt ist schlecht, nichtsdestotrotz, es ist ja nicht immer alles scheiße, ich habe den Nachmittag für „dolce far niente“ genutzt, bin Eis essen gegangen und habe die ewige Stadt erkundet. 😀
Bis Bald, a presto!
Mü


